Samstag, 17. November 2012

Standhalten.

Jeden Tag begegnen wir neuen Herausforderungen. Das ist gut so. Das macht, dass wir uns entwickeln. Wir müssen herausfinden, wie etwas funktioniert, warum etwas nicht funktioniert; wir müssen schauen, wo wir etwas herbekommen, wie wir etwas wieder loswerden; wir lernen immer was dazu, und selbst wenn wir glauben, anzustehen, entwickeln und ent-falten wir uns doch. Und diese Entfaltung, wenn wir sie zulassen, macht uns sichtbarer - wenn wir etwas ENT-FALTEN, wird es größer, man sieht es besser, man sieht, was darin enthalten ist. Wir kommen ganz zerknittert aus dem Mutterleib, aber dann, nach und nach, entfalten wir uns, dehnen uns aus, wachsen, und irgendwann greifen wir - wenn alles gut geht - nach den Sternen.
Das muss nicht immer klappen. Aber das wichtigste ist die Zuversicht, der Glaube, der unbrechbare Wille, der uns weitergehen hilft. Die schönen Ziele, die wir uns stecken, mögen vielleicht für immer in weiter Ferne bleiben, aber das ist egal, denn so lange wir unterwegs sind, und dabei lernen, größer werden, um uns schauen, freier atmen, besser werden, ist alles gut.


Freitag, 9. November 2012

Dankbar.

Ich bin dankbar. Mitten im Tun, mitten im Übersetzen, Nachhilfestundengeben, mitten unter Tagen, die so schnell vergehen, dass ich den Lufthauch spüren kann, wenn sie vorbeiziehen, und ich abends, rückblickend, dennoch sagen kann, es war ein langer, guter Tag - mitten in alldem bin ich dankbar. Dankbar, eines nach dem anderen manchen zu dürfen. Musik hören zu dürfen, während ich übersetze. Dankbar, wieder Musik machen zu dürfen - zu singen. Dankbar, meine Tage selbst gestalten zu dürfen, auch wenn sie manchmal bis in die Nacht hinein dauern. Dankbar für die Liebe in meinem Leben, für Samstagabendkirchgänge, Regelmßigkeit, Morgensonne, genug Holz zum Heizen. Dankbar, selber entscheiden zu dürfen. Dankbar für Schüler, Übersetzungsaufträge, Korrekturaufträge, für die täglichen "To-Do"-Listen, für die Autofahrten zum Büro und wieder nach Hause, für die kleinen Spaziergänge vom Parkplatz hierher... dankbar für diesen riesigen Raum, den wir hier bekommen haben, um uns zu ENTFALTEN. Dankbar für ein Leben.

Staunend stehe ich davor. Ist es so gekommen, weil ich mich dafür entschieden habe? Oder wenn ich mich nicht dafür entschieden hätte, wäre es so gekommen und hätte mich einfach mitgenommen?

Ich bin dankbar für einen Herbst, der mich zuerst nach draußen ruft (um Laubhaufen zu machen) und dann nach drinnen ruft, um in mich selbst zurückzukehren, Tag für Tag mich neu zu ordnen, meinen Plan zu machen und zu gehen. Manchmal trifft man eine große Entscheidung, und rückblickend sieht man, so groß war sie garnicht, sondern logisch und natürlich. An etwas festzuhalten, nur weil man es kennt, wohin führt uns das? Es kann einem doch garnichts passieren.


Samstag, 13. Oktober 2012

Die Dame, die mein Buch gelesen hat.

Heute eine Geschichte wie aus einem Film:

Im Sommer hatte ich mal wieder einen Termin bei meiner Kosmetikerin, und ihre Mutter erzählte mir folgende Geschichte:
Eine Kundin brachte zu ihren etwa einstündigen Terminen ihre betagte Mutter mit, die es sich während der Behandlungen ihrer Tochter im Wartebereich des Salons gemütlich machte. Ich hatte schon vor längerer Zeit einmal ein Exemplar von "Ein Tag in Malta" dort liegengelassen, und die Dame entdeckte es und begann darin zu lesen. Bei jedem Termin ihrer Tochter las sie ein Stück weiter, so lange bis sie das ganze Buch durch hatte, und jedes Mal fragte sie gleich bei ihrer Ankunft, ob das Buch denn noch da wäre. Als sie es fertig gelesen hatte, konnte sie es dennoch nicht zur Seite legen, und las Stellen, die ihr gefallen hatten, ein zweites Mal.
Als ich diese Geschichte gehört hatte, wollte ich wissen, ob die Dame denn ein Exemplar meines Buches haben wollte, und als sie das nächste Mal kam, erkundigte sich die Kosmetikerin danach. Und wirklich, sie sagte, sie würde sich sehr darüber freuen. So habe ich also eine Widmung hineingeschrieben, eine Schleife darum gebunden, und das Buch im Salon vorbeigebracht. Ich weiß nicht, ob die Dame inzwischen schon wieder einmal vorbeigekommen ist, aber ich habe große Freude an dieser Geschichte, und es ist wunderschön, dieser fremden Dame mit meinen Worten eine Freude gemacht zu haben.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Homepage.

Also, das war doch garnicht so schwierig! Jetzt ist meine Homepage in den Grundzügen fertig, das Angebot präsentiert... natürlich fallen mir jeden Tag noch verschiedene Dinge ein, die ich verbessern bzw. verändern könnte, aber das kann ja kommen - eines nach dem anderen!
Hier ein neuer Teil meiner Welt:

www.astridfee.com

Viel Spaß!

Sonntag, 23. September 2012

Life is here.

Ich weiß nicht zum wievielten Mal ich diesen Blogeintrag beginne. Immer scheint noch irgendwas zu fehlen, oder ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Im wirklichen Leben habe ich längst begonnen: Ich habe begonnen zu singen und gemeinsam mit Gernot ein Programm zu erarbeiten. Ich habe begonnen, mich selbständig zu machen - mein Konzept steht, das Büro in Wr. Neustadt nimmt Formen an, in meinem Kopf formen sich Bilder von Büroeinrichtung, Homepage-Design, die Flyer und Visitenkarten warten nur noch darauf, in Druck zu gehen, ein ganz besonderer Grafiker bastelt an meinem Logo, und vor allem habe ich ganz besondere Menschen um mich, die mich großartigst unterstützen und an mich glauben.

Tacheles: Was ich machen werde?

Englisch! Ich biete Englisch Nachhilfe und Konversationsstunden für Erwachsene und Schüler an, Übersetzungen (Englisch->Deutsch und Deutsch->Englisch) und Lektorat und Korrekturen von englischen und deutschen Texten. Das Büro, das auch Karl Bluemel's Fotostudio und Gernot's Gitarrenschule wird, ist in Wr. Neustadt in der Brodtischgasse.

Mit Gernot bin ich "LOVE INC.", das Duo für die musikalische Umrahmung von kirchlichen und standesamtlichen Hochzeiten.

In der Linsberg Asia Hotelbar spiel ich weiterhin Klavier.

Und jeden Tag werd ich mehr ich selbst.

Jeden Tag, kommt mir vor, passieren neue, aufregende Dinge.
Man fragt sich manchmal: Tu ich genug? Wird das was? Weil es jetzt keine höhere Instanz gibt, die das bestimmt, der Maßstab bin ich selbst. Aber die Antwort steht gleich parat - ja natürlich wird das was, alles ist gut, Du bist auf dem besten Weg, das zu tun was am besten zu Dir passt, es kann Dir nichts, aber auch garnichts, passieren. Alles ist gut.

Hier ein Detail:



Danke an Karl Bluemel für die Fotos.

Und habt einen schönen Sonntag!

Freitag, 7. September 2012

Noch mehr Music!

Spread the word...






Preise auf Anfrage!

...Kontakt per mail unter:
astridfee@gmx.at
oder
gernot.bluemel@gmx.at

...oder telefonisch unter:
0664/1023177 (Astrid)
oder
0650/6950200 (Gernot)


Samstag, 25. August 2012

Music.

Ich freue mich, euch wieder zu zwei ROMANTIC PIANO NIGHTS in der Linsberg Asia Hotelbar einladen zu dürfen:

Samstag, 1. September

und

Samstag, 15. September

jeweils ab 21 Uhr bis ca. 23 Uhr.

Es wird entspannende, feine Melodien geben, viel eigene Musik zum Träumen, aber auch Lieder wie "Vienna waits for you", "Fire to the rain", "Put a little love in your heart", "You light up my life", "Only you", "Streets of London", "You've got a friend", "Ich war noch niemals in New York", "Wonderful tonight", "Über den Wolken", "The wind beneath my wings", und Auszüge aus Musicals wie "Cats", "Tanz der Vampire" oder "Phantom der Oper".

Es ist so - sich hinsetzen, für einen ganz kurzen Moment die Augen zu schließen, und dann - die Musik einfach durch sich durchfließen zu lassen, so wie sie kommt, vom Klavierklang eingehüllt zu werden, die Wellen zu spüren. Für mich ist es, als würde ich mich hinsetzen und in einer Wolke aus Tönen verschwinden, es ist wie ein "gespieltwerden", denken ohne in eine Richtung zu gehen, nach allen Seiten gleich viel zu sein. Das Atmen geht ganz leicht, es ist völlig schwerelos und einfach...

Dienstag, 21. August 2012

Back from the sea.

Was macht das Meer mit einem?
Es beruhigt, es findet, es schweigt mit einem, es reicht einem die Hand. Das Meer kann warten. Es wartet auch immer auf uns. Die Hand in das weiche, salzige Wasser tauchen, sich als Ganzes treiben lassen, mit den Wellen, die einen bis zum Einschlafen begleiten, sie waschen alles weg, sie heilen alles, sie bereiten vor und machen neu. Man steigt aus dem Wasser, man steigt, als wäre man eine Zwiebel, aus seiner alten Haut. Buch um Buch haben wir verschlungen, endlos Zeit zum Lesen, gewissenfrei und ungehemmt, an den Horizont starren mit schläfrigem Blick und ganz losgelöst auch tagelang müde sein - vom Schauen, vom Essen, vom Träumen... überhaupt einmal loslassen, was uns einfällt, reden, sagen, lachen vor allem miteinander und die Gegenwart spüren, und zwar nur die Gegenwart - das was war, einfach mal hinter sich lassen, und das was kommt, ist noch nicht da. Üben, wieder eines nach dem anderen zu tun und nicht alles auf einmal, und vor allem die Leichtigkeit dabei - ein Fenster öffnen und zusehen wie es sich öffnet, und andere schließen und Schritt für Schritt gehen. Nicht aneinander vorbeischauen, sondern einander anschauen, von der Seite während eines Abendspaziergangs, von vorne beim Frühstück, und Zeit haben, sich einfach an den Händen zu halten und zu SCHAUEN.
Wir treiben dahin, so wenig können wir greifen, aber unsere Hände in der Zeit, die schon. Gedanken werden langsam ausgesprochen, ein wenig gedreht und gewendet, erneut aufgegriffen, verworfen oder behalten, man spricht über die nahe Zukunft, die ferne Zukunft, Vergangenes geistert durch die Träume, aber das macht nichts, das Unterbewusstsein ist gründlich, durch alles muss man hindurch. Aber man wacht ja wieder auf, und man hat ja das Meer, das wäscht den Boden der Seele auf, und das hilft doch sehr.
Abends in der Sonne, da glitzert alles von tausend Wasserdiamanten, die die Sonne bestrahlt, und alles hat alle Farben, alle Gedanken werden warm und weich, und man spürt wie das Leben in einen zurückströmt und dann am Ende, kurz vorm Take-off nach Hause, da weiß man dann, man ist schon so weit, auch wenn man so gern noch länger bliebe, man hat gesammelt, was es zu sammeln gab, hat sich die Bilder im Herzen mitgenommen und das Rauschen vom Wasser und vom Wind.

Und mit all dem im Herzen, und der Umarmung des Nachhausekommens, ist doch alles was kommt, ganz leicht...


Donnerstag, 2. August 2012

Sea you...

...und wir holen uns jetzt eine Brise Meeresluft, sammeln wieder unsere Kräfte, lassen ein wenig die Seele baumeln, damit wir uns danach frisch und erholt wieder ans Werk machen können.

Have a great time - and SEA you soon!!!

Eure Astrid

Freitag, 27. Juli 2012

Freedom.

Luftholen. Wie, wenn man lange unter Wasser war. Anfangen, sich wieder zu spüren, die Haut, die Füße, das Herz, die Augen, die Hände. Wieder etwas bewegen wollen, als hätte man mit einem Brett vor dem Kopf gelebt. Langsam spüren, wie die Gedanken wieder beweglich werden, während man das Haus putzt, bis in die letzten Winkel den alten Staub wegwischt, wie man die Räume auf einmal wieder anders sieht, und mit der neuen Energie auch den Willen wiedererlangt, etwas zu verändern, etwas neu zu gestalten - nicht nur außen, sondern auch innen, sich selbst neu zu gestalten. Farben zu tragen. Herumzulaufen. Dinge nicht nur sehen, sondern sie aufnehmen, und das Gefühl haben, man wäre nicht randvoll mit etwas, das einem mit der Zeit sinnlos geworden ist, sondern Worte, Gespräche, Treffen, Menschen wieder zu genießen, und nicht schon das nächste oder übernächste Ziel vor Augen zu haben.
Auf einmal bemerken: Mein Körper hat Recht. Er hat mir alle Zeichen gegeben, die ich brauchte. Zähne stehen für Entscheidungen. Und dann alles andere, das zu mir sagt:

ES IST GENUG ZEIT UND RAUM FÜR ALLES WAS DU TUN WILLST.

Und ich spüre meine Wurzeln, meine Flügel. Ich schaue hin auf mein Leben, und das was es bedeutet. Ich habe einen neuen Plan. Es macht mir Freude, an diesem Plan zu arbeiten. Mein Leben macht mir Freude. Ich bin so dankbar. Und auch dankbar dafür, so viel Mut mitbekommen zu haben, meinen eigenen Weg zu gehen, und nicht den von irgendjemand anderen.

And so...


Mittwoch, 4. Juli 2012

Meine Freiheit.

Zum Glück hab ich einen Körper, der mich durch frühe Warnzeichen sehr deutlich erkennen lässt, wenn etwas in dem, was ich tue, nicht stimmt. Zum Glück habe ich einen Partner, der mir wirklich sagt, was er denkt, der mir hilft mich zu entwickeln, mir die Hand reicht, mir Tatsachen vor Augen führt, mich begleitet und mir versichert, dass alles gut wird. Zum Glück hab ich - zumeist - einen klaren Verstand und auch etwas Mut, und auch ein untrügerisches Bauchgefühl. Zum Glück hab ich Kolleginnen, die mir wie mit einem riesigen Schild in den Händen vor Augen gehalten haben, dass mein Weg wirklich nicht dort weitergeht, wo er bisher war, denn manchmal gebraucht das Leben eine sehr deutliche Sprache - und das ist auch wichtig und notwendig.
Zum Glück darf ich erkennen und wissen, was meine Fähigkeiten sind, wohin ich gehen soll, was ich machen soll, womit ich mein Geld verdienen soll und - vor allem - glücklich werden soll.

Und darum hab ich gekündigt, und werde mich jetzt selbständig machen.

:-)

Dienstag, 12. Juni 2012

Nicht hadern, sondern ändern.

Ein Tief kann jeder mal haben. Antriebslos, mutlos, traurig sein, sich selbst nicht mehr spüren. Das gehört manchmal zum Leben dazu... wenn der Kreislauf bei dem Wetter rebelliert, man in der Arbeit nur noch funktioniert, und das Heimkommen einzig dazu dient, sich vom Arbeiten zu erholen... was ist das für ein Leben? Das Klavierspielen ist schon längst auf der Strecke geblieben, kaum mehr Wörter als notwendig zu Papier gebracht oder in die Tasten geklopft, die Müdigkeit steckt in allen Dingen drin, egal was man angeht, egal wohin man sich wendet. Wann war ich zuletzt laufen? Wahrscheinlich ist das schon mehr als ein halbes Jahr her. Herausforderungen nehm ich keine mehr an, nicht mal mehr die, die ich mir selbst stelle. Kopf auf die Tischplatte, Augen zu, Hände weg von der Tastatur. Was ich am besten kann zur Zeit? Schlafen. Traumlos und in Sicherheit.

Aber das bin ja nicht ICH! Jetzt gilt's, mich an mir selbst hochzuziehen, mich an den Schultern zu packen und kräftig zu rütteln, die Sonne ins Herz zu lassen, mich wärmen zu lassen von positiven Gedanken und von allem GUTEN in meinem Leben. Mehr Dankbarkeit für alles was ist, was ich habe, mehr Frieden wieder, und dann einen Schritt nach dem anderen in die Freiheit zu gehen, und nach und nach alles zuzulassen, die Kraft wieder kommen zu spüren, den Frieden wieder leben zu können, das Lächeln, die Liebe und mich selbst.

Mittwoch, 30. Mai 2012

Nothing to hide.

  • NEUE FOTOS (und schaut euch die anderen auch gleich wiedermal an - das ist so schön...):

Karl Bluemel Photography

  • NEUE ANGEBOTE (damit es ein "Summer of Music" wird):

Gernot Bluemel Gitarrenschule SUMMER SPECIAL


  • NEUE IDEEN (und für alle, die gerne schöne Dinge anschauen):

Pinterest

Es gibt tausend Möglichkeiten. Wir sind immer nur eine Entscheidung davon entfernt.

Sonntag, 27. Mai 2012

Sunday off.

Ein freier Sonntag und was mach ich? - Übersetzen. Und es tut gut. Es tut SO gut. Es ist wie ein Pool in meinem Hirn, den ich anzapfen kann, ein Gefäß das bis zum Rand voll ist mit Formulierungen, mit Wörtern, mit Phrasen - alles bereit, liebevoll zusammengefügt ein tolles Ganzes zu ergeben, ein Produkt, das wertvoll ist und verwendet werden kann. Es macht Spaß. Ich kann's. Warum nicht davon leben? Warum nicht von Wörtern leben, von gesprochenen und geschriebenen?

Unter uns... ich schmiede Pläne. Lehne mich an Gernot an, der hat's schon durchgezogen, und dieses geniale Konzept dient mir als Vorbild, als Leitfaden, als Weg. Ich sammle Ideen, kreise Möglichkeiten ein, treibe sie zusammen und mach was daraus. Braucht noch Zeit.

Von wo wegzugehen, bedeutet immer, irgendwo anders hinzugehen. Etwas herzugeben bedeutet, dass Platz für etwas Neues ist. Zeit nicht mehr für etwas zu verschwenden, was einem mehr Kraft raubt als sie einem gibt, bedeutet, Zeit zu haben für die Dinge die man kann, die man liebt, die einem guttun. Was jetzt beginnt, ist das Atemholen - es ist der Moment, in dem man den Stift zur Hand nimmt, das Papier glättet, die Augen senkt, und gleich loslegen wird.

Das Gute ist, ich bin nicht allein.

Und dann...


Donnerstag, 17. Mai 2012

Paintings travelling.

Da dies hier eine Chronologie des Schaffens sein soll, darf eine neue Entwicklung natürlich nicht fehlen! Gernot stellt seit JETZT seine Bilder am Flughafen Wien aus und nährt damit wieder den Traum des Malens - und mit etwas Glück braucht er bald eine Managerin, und für diese Stelle werde ich mich bewerben. Ich habe den "Eignungstest" bereits begonnen, und zuerst die Bilder sicher in BUBBLE WRAP verpackt, wie man hier sehr schön sehen kann:


Ich denke, ich habe diesen Teil bestanden, und habe eine wichtige Message hinzugefügt:





Am nächsten Morgen sind wir dann damit zum Flughafen gedüst und haben 16 Bilder im Office Park  aufgehängt. Es ist wunderschön geworden, und wir hatten zwei sehr fähige Handwerker zur Hilfe, und hier sieht man einen Teil des Werkes:


Ein weiteres Mal muss ich in einem meiner Blogs meinem Paps ein riesiges DANKESCHÖN aussprechen, er hat die Angewohnheit, mit großer Bescheidenheit an den richtigen Stellen Impulse zu setzen - und plötzlich lebt man entweder ein halbes Jahr auf Malta, oder meine große Liebe kann seine Bilder in einer Ausstellung am Flughafen präsentieren. Wir sagen von Herzen DANKE.

Im Zuge der Bilderrgeschichte präsentiert Gernot seine Werke auch auf seiner Homepage unter folgendem Link:

Gernot Bluemel Artwork

Und ich? Zur Zeit komm ich mir vor wie eine Mischung aus Kindergartentante und Lagerarbeiter, wenn ich meinen Job betrachte. Am Ende wird es doch wohl darauf hinauslaufen, dass ich wieder die Flucht ergreifen werde - und mich erneut auf die Suche danach begeben werde, was mir wohl am ehesten liegt. Ich finde es wunderbar, wie Gernot mit der Gitarrenschule und seinen wunderschönen Bildern seinen Weg geht, wie er sich selbst und seinen Fähigkeiten treu bleibt - da kann ich noch viel lernen... aber mit ihm an meiner Seite bin ich sicherlich auf dem besten Weg.

   

Dienstag, 3. April 2012

Max. (by Gernot Bluemel)



"Das will ich nicht,
das will ich nicht!"
schrie Max wie am Spieß,
der kleine Wicht.

"Gemüse ist mir
der größte Graus!
Vor allem Karotten!
Die halt' ich nicht aus!"

Die Mutter wusste sich
nicht mehr zu helfen,
er wollte sich nur noch Süßes
in den Rachen werfen.

Bei Schoko, Keksen
und bei Schnitten
ließ sich Max
nicht lange bitten.

Und immer waren sie voll, die Wangen,
mit Torten oder Zuckerstangen.

Zum Sport konnte man
Max nie bewegen,
lieber wollt' er sich nach dem Schmaus
ein Stündchen niederlegen.

Irgendwann wurde ihm komisch
und er kippte um.
Zuviel war's vom Süßen!
Da lag er nun stumm.

Das Törtchen glitt ihm
aus der Hand,
und die Karotten schaut er sich jetzt
von unten an. 

 
aus dem Gedichteband "Menschen:Kinder" von Gernot Bluemel, 2011,

"Menschen:Kinder ist eine Sammlung von Gedichten zum Nachdenken und Lachen. Mit feinem schwarzem Humor und treffendem Ausdruck bringt Gernot Bluemel menschliche Schwächen und, wenn man danach handelt, ihre Folgen ans Licht, und entführt gekonnt und mit spitzer Feder ins Reich der satirischen Prosa."

Samstag, 31. März 2012

Bauer Josef. (by Gernot Bluemel)

 
 
Bauer Josef
ist ein gieriger Mann
und spart sein Geld
wo auch immer er kann.

"In Zeiten wie diesen
muss man schon auf sich schauen,
und darf sein Geld
nicht beim Fenster raushauen!

Jeder muss sparen,
wir haben's nicht dick!"
ist er sich sicher und dreht seiner Mutter
die Heizung zurück.

"Die Schweine brauchen
auch nicht so viel zu fressen!
Wo kommen wir denn hin,
wenn sich alle hier mästen?!"

Und den Hennen im Stall
dreht er die Brutlampen ab
denn er prophezeit,
der Strom würde bald knapp.

Mit dem Traktor will er
die Felder nicht mehr befahren.
"Bei den Spritpreisen?
Wer soll das bezahlen?"

Täglich aber schaut er
über den Zaun,
und sieht seinen Nachbarn
Getreide anbauen.

Auch dessen Schweine
werden immer fetter.
Überhaupt scheint ihm,
als wär' drüben besseres Wetter.

Auch seine Hennen legen fleißig Eier,
und hin und wieder
gibt es dort
sogar eine Feier!

Eines Tages wird es
Josef zu bunt.
"Ich geh jetzt rüber
und stell ihn zur Rede, den Lump!"

"Sag, Bauer Erik,
mit wem bist du im Bunde?
Du lebst wie ein Fürst
und ich geh' vor die Hunde!

Ich spare und faste,
trage nur dieses Hemd,
aber du, Nachbarsbauer,
denkst du nie an dein Geld?"

"Klar denke ich daran!
Kaufe davon Futter und Saat
und bedanke mich dafür
 an jedem Tag!"

Josef beginnt ganz
furchtbar zu schielen.
Er versteht kein Wort,
das ist ihm zu viel.

Erik lächelt Josef an
und spricht zu ihm, von Mann zu Mann:

"Bauer sieh's ein,
und mach' keine Faxen!
Nur wenn man sät
kann auch was wachsen!"
 
 
aus dem Gedichteband "Menschen:Kinder" von Gernot Bluemel, 2011,

"Menschen:Kinder ist eine Sammlung von Gedichten zum Nachdenken und Lachen. Mit feinem schwarzem Humor und treffendem Ausdruck bringt Gernot Bluemel menschliche Schwächen und, wenn man danach handelt, ihre Folgen ans Licht, und entführt gekonnt und mit spitzer Feder ins Reich der satirischen Prosa."

Freitag, 30. März 2012

Lighthouse.


And even in the stone grey sky
when you can see nothing
I'll be your lighthouse
and I'll guide you.

There may be days
when nothing's clear to you
moments of despair
gathering around you.

But I am sure
you'll find your way out
and if you can't see through
there'll be my light.

Samstag, 24. März 2012

Ursache und Wirkung. (by Hans Kruppa)

Was du mit
reinem Herzen tust,
ist immer schön.

Was du mit
gutem Gewissen machst,
ist immer richtig.

Was du mit
heiterer Seele unternimmst,
spendet immer Licht.

aus dem Buch "Schenk dem Tag ein Lächeln" - Danke, Tante Anni... :-)


Dienstag, 20. März 2012

Lehrer Ulrich. (by Gernot Bluemel)

 
Lehrer Ulrich,
mit ernster Miene,
verkündete die neuesten
Prüfungstermine.

Die Schüler zu quälen
machte ihm den größten Spaß,
aber noch mehr freute er sich,
wenn er die schlechten Noten verlas.

Die Kinder litten,
doch ihnen half kein Bitten.

Ulrich, der war
ohne Gnade
und zog ob der Frechheit
den Rohrstab aus der Lade.

Warum er so gemein war,
wusste keiner genau -
niemand außer seiner
lieben Frau.

"Ulrich," sagte sie,
"musst du die Kinder so schinden?
Willst du dich nicht zu mehr
Barmherzigkeit überwinden?"

Der Lehrer mit seinen
buschigen Augenbrauen,
wollte beim Gehörten
seinen Ohren kaum trauen.

"Mein Lehrer Albrecht
war noch viel schlimmer,"
stellte er fest und
ging Runden im Zimmer.

"Für die Kinder will ich doch
nur das Beste!
Und das geht nur,
wenn ich sie laufend teste!"

In dieser Nacht schlief
Ulrich schlecht,
träumte er doch
von Lehrer Albrecht.

Mit tiefer Stimme
und grauem Gesicht
sagte er "Braver Ulrich,
jetzt bist du wie ich!"

Ulrich sah sich als Kind,
in der Schule sitzen
und verängstigt
seinen Bleistift spitzen.

Albrecht rief ihn
zum Lehrertisch.
Ulrich hatte Angst,
er war ganz außer sich.

Am nächsten Tag
wurde Ulrich klar,
dass er immer mehr zu Albrecht wurde,
von Jahr zu Jahr.

Er musste was ändern,
das sah er ein,
denn so wie Albrecht
wollte er selbst ja nie sein.

Von da an begannen ihn
die Kinder zu ehren,
denn er ließ das mit der Angst
und begann sie zu lehren.

Und das Gelernte
stellten die Kinder
nun gerne zur Schau,
denn der Ulrich
nahm's mit den Noten
nicht mehr ganz so genau.

aus dem Gedichteband "Menschen:Kinder" von Gernot Bluemel, 2011,

"Menschen:Kinder ist eine Sammlung von Gedichten zum Nachdenken und Lachen. Mit feinem schwarzem Humor und treffendem Ausdruck bringt Gernot Bluemel menschliche Schwächen und, wenn man danach handelt, ihre Folgen ans Licht, und entführt gekonnt und mit spitzer Feder ins Reich der satirischen Prosa."

Samstag, 17. März 2012

Das Geschenk der Weisen – O. Henry

...falls Du gerade mehr als ein paar Minuten Zeit hast, um eine wunderschöne Geschichte zu lesen...

Ein Dollar und siebenundachtzig Cent. Das war alles. Und sechzig Cents davon bestanden aus Pennystücken. Pennies, die sie zu jeweils ein oder zwei Stück dem Krämer, Gemüsehändler oder Metzger abgehandelt hatte, bis sie mit schamroten Wangen den unausgesprochenen Vorwurf der Knauserigkeit spürte, den solches Feilschen mit sich brachte. Dreimals zählte Elisa das Geld nach. Ein Dollar und siebenundachtzig Cent. Und morgen war Weihnachten.
Da blieb allerdings nichts anderes übrig, als sich auf die schäbige kleine Couch zu werfen und zu heulen. Das tat Elisa denn auch. Was einen zu der philosophischen Betrachtung veranlaßt, daß das Leben aus Schluchzen, Seufzen und Lächeln besteht, wobei das Seufzen überwiegt.
Während die Hausfrau allmählich aus dem erstgenannten Stadium in das zweite herabsinkt, wollen wir uns ihr Zuhause anschauen. Eine möblierte Wohnung für acht Dollar die Woche. Sie konnte durchaus keine rühmende Beschreibung heischen, sondern gehört eigentlich auf die Liste der Polizei-Kommission für Nicht-Seßhafte.
An der Eingangstüre unten befanden sich ein Briefkasten, in den nie ein Brief geworfen wurde, und ein elektrischer Klingelknopf, dem kein Sterblicher je einen Laut entlocken konnte. Und als letztes Zubehör war da eine Karte mit dem Namen „Mr. James Dillingham Young“.
Das ausgeschriebene „Dillingham“ hatte während einer früheren Periode des Wohlstandes vornehm wirken sollen, als der Träger des Namens noch dreißig Dollar in der Woche bekam. Doch jetzt, da das Einkommen auf zwanzig Dollar zusammengeschrumpft war, schienen die Buchstaben des Namens „Dillingham“ so verschwommen, als dächten sie ernstlich daran, sich zu einem bescheidenen, anspruchslosen „D“ zusammenzuziehen. Jedesmal aber, wenn Mr. James Dillingham Young nach Hause kam und seine Wohnung betrat, wurde er von Frau James Dillingham Young, Ihnen schon als Elisa bekannt, „Jim“ gerufen und stürmisch umarmt. So weit, so gut.
Elisa hörte auf zu weinen und machte sich mit der Puderquaste über ihre Wangen her. Sie stand am Fenster und sah traurig einer grauen Katze zu, die im grauen Hinterhof auf einem grauen Zaun entlangschlich. Morgen war Weihnachten, und sie hatte nur einen Dollar und siebenundachtzig Cent, um Jim ein Geschenk zu kaufen. Seit Monaten hatte sie jeden Penny gespart, und das war der Erfolg. Mit zwanzig Dollar in der Woche kommt man nicht weit. Die Ausgaben waren größer gewesen, als sie vorausberechnet hatte. So ist es doch immer. Nur ein Dollar siebenundachtzig, um ein Geschenk für Jim zu kaufen. Für ihren Jim. Manche glückliche Stunde hatte sie damit verbracht, sich etwas Hübsches für ihn auszudenken. Etwas Schönes, Seltenes, Gediegenes – etwas, das wenigstens ein bißchen würdig gewesen wäre, Jim zum Besitzer zu haben.
Zwischen den Fenstern des Zimmers hing ein Pfeilerspiegel. Vielleicht haben Sie schon einmal einen Pfeilerspiegel in einer Achtdollarwohnung gesehen. Eine sehr schlanke und bewegliche Person kann, wenn sie ihr Spiegelbild in einer raschen Folge von Längsstreifen zu betrachten versteht, einen einigermaßen zuverlässigen Begriff von ihrem bekommen. Da Elisa schlank war, verstand sie sich darauf.
Plötzlich drehte sie sich vom Fenster weg und stellte sich vor den Spiegel. Ihre Augen glänzten hell, aber ihr Gesicht hatte innerhalb von zwanzig Sekunden jede Farbe verloren. Schnell löste sie ihr Haar und ließ es in seiner ganzen Länge herabfallen.
Es gab zwei Besitztümer der Eheleute James Dillingham Young, auf die sie beide mächtig stolz waren. Eines davon war Jims goldene Uhr, die schon seinem Vater und Großvater gehört hatte. Das andere war Elisas Haar. Hätte in der Wohnung jenseits des Lichtschachtes die Königin von Saba gewohnt, Elisa hätte ihr Haar eines Tages zum Trocknen aus dem Fenster gehängt, nur um die Juwelen und Geschenke Ihrer Majestät in den Schatten zu stellen. Und wäre König Salomon der Pförtner des Hauses gewesen und hätte alle seine Schätze im Keller aufgestapelt gehabt, so hätte Jim jedesmal im Vorbeigehen seine Uhr gezückt, nur um ihn vor Neid seinen Bart raufen zu sehen.
Nun fiel also Elisas schönes Haar an ihr herab, wie ein brauner Wasserfall, glänzend und sich wellend. Es reichte ihr bis unter die Knie und umhüllte sie fast wie ein Gewand. Hastig steckte sie es wieder auf. Einen Augenblick zögerte sie, während eine oder zwei Tränen auf den abgetretenen roten Teppich fielen. Sie schlüpfte in ihre alte braune Jacke; sie setzte ihren alten braunen Hut auf. Mit wehendem Rock und immer noch mit einem hellen Schimmer in den Augen huschte sie zur Tür hinaus, die Treppe hinunter, auf die Straße.
Sie hielt vor einem Schild, auf dem stand: „Mme Sofronie, Haare aller Art.“ Elisa rannte eine Treppe hoch und sammelte sich, noch außer Atem. Madame, massig, zu weiß gepudert, sehr kühl, sah kaum so aus, als könne sie Sofronie heißen.
„Wollen Sie mein Haar kaufen?“ fragte Elisa.
„Ich kaufe Haar,“ sagte Madame. „Nehmen Sie Ihren Hut ab und zeigen Sie, wie es aussieht.“
Herunter rieselte der braune Wasserfall.
„Zwanzig Dollar,“ sagte Madame und wog die Haarflut mit geübter Hand.
„Schnell, geben Sie es mir,“ sagte Elisa.
Oh, und die nächsten zwei Stunden tänzelten vorbei auf rostigen Schwingen. (Entschuldigen Sie die holprige Metapher!) Sie durchstöberte die Läden nach dem Geschenk für Jim.
Endlich fand sie es. Sicher war es für Jim und keinen anderen gemacht. Nichts kam ihm gleich in all den anderen Läden, in denen sie das Unterste zuoberst gekehrt hatte. Es war eine Uhrkette aus Platin, schlicht und edel in der Ausführung; ihr Wert war nur am Material und nicht an protzigem Zierat zu erkennen – so war es wirklich wert, die Uhr aller Uhren zu tragen. Sobald Elisa sie sah, wußte sie, daß Jim sie kriegen mußte. Sie war wie er. Schlicht und edel – diese Bezeichnungen trafen auf beide zu. Einundzwanzig Dollar nahm man ihr dafür ab, und mit den siebenundachtzig Cent eilte sie nach Hause. Mit dieser Kette an seiner Uhr konnte Jim in jeder Gesellschaft schicklich nach der Zeit sehen. Denn so prächtig die Uhr auch war, er sah bisher oft nur verstohlen darauf, weil er statt der Kette nur einen alten Lederriemen dafür hatte.
Als Elisa zu Hause ankam, wich ihr Freudenrausch ein wenig der Klugheit und Vernunft. Sie holte ihre Brennschere hervor, zündete das Gas an und machte sich daran, die Verwüstung zu heilen, die ihre Freude am Schenken in Verbindung mit ihrer Liebe angerichtet hatten. Das, meine Guten, ist immer eine ungeheure Aufgabe – eine Mammutaufgabe.
Nach vierzig Minuten war ihr Kopf mit winzigen, eng anliegenden Löckchen bedeckt, die ihr das Aussehen eines schulschwänzenden Lausbuben gaben. Sie musterte lange, sorgfältig und kritisch ihr Spiegelbild.
„Wenn Jim mich nicht umbringt,“ sagte sie zu sich selbst, „bevor er mich eines zweiten Blickes würdigt, so wird er sagen, ich sehe aus wie ein Tanzgirl von Coney Island. Aber was konnte ich tun – oh, was konnte ich tun mit einem Dollar und siebenundachtzig Cent?“
Um sieben Uhr war der Kaffee fertig, und die heiße Bratpfanne stand hinten auf dem Ofen, bereit, die Koteletts aufzunehmen.
Jim kam nie zu spät. Elisa nahm die Uhrkette zusammengelegt in die Hand und setzte sich auf die Tischkante bei der Tür, durch die er immer kam. Bald vernahm sie seinen Schritt weit unten auf den ersten Stufen, und für einen Augenblick wurde sie ganz weiß. Sie hatte die Gewohnheit, im stillen kleine Gebete für die einfachsten Alltagsdinge zu sprechen, und so flüsterte sie jetzt: „Lieber Gott, mach, daß er mich immer noch hübsch findet!“
Die Tür ging auf, Jim trat ein und machte sie hinter sich zu. ER sah schmal und sehr ernst aus. Armer Kerl, erst zweiundzwanzig und schon mit einem Hausstand belastet! Er brauchte einen neuen Mantel, hatte keine Handschuhe.
Jim blieb an der Tür stehen, bewegungslos wie ein Setter, der eine Wachtel wittert. Seine Augen waren auf Elisa gerichtet und hatten einen Ausdruck, den sie nicht deuten konnte und der sie erschreckte. Es war weder Zorn noch Überraschung, weder Mißbilligung noch Entsetzen, überhaupt keines der Gefühle, auf die sie gefaßt war. Er starrte sie ganz einfach an, mit einem höchst sonderbaren Ausdruck im Gesicht.
Elisa rutschte vom Tisch herunter und ging auf ihn zu. „Jim, Liebster,“ rief sie, „schau mich nicht so an. Ich habe mir die Haare abschneiden lassen und sie, weil ich Weihnachten einfach nicht überstanden hätte, ohne dir etwas zu schenken. Es wächst ja wieder nach – du bist doch nicht böse, oder? Ich mußte es einfach tun. Meine Haare wachsen unheimlich schnell. Sag `Fröhliche Weihnachten`, Jim, und laß uns glücklich sein. Du ahnst ja nicht, was für ein schönes – wunderschönes Geschenk ich für dich habe.“
„Deine Haare hast du dir abschneiden lassen?“ fragte Jim mühsam, als hätte er trotz der härtesten geistigen Anstrengung diese offensichtliche Tatsache noch nicht erfaßt.
„Abschneiden lassen und verkauft,“ sagte Elisa. „Magst du mich nicht trotzdem genauso gern? Ich bin doch auch ohne Haare ich, oder?“
Jim schaute sich forschend im Zimmer um.
„Du sagst, deine Haare sind fort?“ sagte er mit fast idiotischem Ausdruck.
„Du brauchst nicht danach zu suchen,“ sagte Elisa. „Sie sind verkauft, sag ich, verkauft und fort. Jetzt ist Heiliger Abend, mein Junge. Sei lieb zu mir, ich habe es doch für dich getan. Es kann ja sein, daß die Haare auf meinem Kopf gezählt waren,“ fuhr sie fort, auf einmal ernsthaft zärtlich, „aber niemand könnte jemals meine Liebe zu dir messen. Soll ich jetzt die Koteletts aufsetzen, Jim?“
Nun schien Jim schnell aus seiner Betäubung zu erwachen. Er schloß seine Elisa in die Arme. Wir wollen daher zehn Sekunden lang höflich angestrengt einen belanglosen Gegenstand in entgegengesetzter Richtung betrachten. Acht Dollar in der Woche oder eine Million im Jahr – was ist der Unterschied? Ein Mathematiker oder ein Schlaukopf würden uns eine falsche Antwort geben. Die drei Weisen aus dem Morgenlande haben konstbare Geschenke gebracht, aber dieses war nicht darunter. Unsere dunkle Andeutung wird sich später aufklären.
Jim zog ein Päckchen aus seiner Manteltasche und warf es auf den Tisch.
„Versteh mich nicht falsch, Ell,“ sagte er, „Ich glaube, kein Haarschneiden, Scheren oder Waschen brächte mich dazu, mein Mädchen weniger zu lieben. Aber wenn du dies Päckchen aufmachst, siehst du, warum ich erst eine Weile außer Fassung war.“
Weiße Finger zogen behende an Schnur und Papier. Ein entzückter Freudenschrei; und dann – oh weh – ein schneller weiblicher Umschwung zu jähen Tränen und Klagen, welche den Herrn des Hauses vor die augenblickliche Notwendigkeit stellten, mit ganzer Kraft Trost zu spenden.
Denn da lagen sie, die Kämme – die ganze Garnitur von Kämmen, seitlich und hinten einzustecken, die Elisa so lange in einem Schaufenster am Broadway bewundert hatte. Herrliche Kämme, echt Schildpatt, mit juwelenverzierten Rändern – genau von der Farbe, die zu dem verschwundenen Haar paßte. Es waren teure Kämme, das wußte sie, und ihr Herz hatte sie bloß begehrlich ersehnt, ohne im entferntesten zu hoffen, sie je zu besitzen. Jetzt gehörten sie ihr, aber die Flechten, die diesen Traum-Zierat hätten zieren sollen, waren fort.
Doch sie drückte die Kämme an ihr Herz, und endlich konnte sie aus verweinten Augen aufblicken und lächelnd sagen: „Meine Haare wachsen ja so rasch, Jim.“ Und dann sprang Elisa wie eine kleine, angesengte Katze in die Höhe und rief: „Oh, oh!“
Jim hatte ja sein schönes Geschenk noch gar nicht gesehen. Sie hielt es ihm eifrig auf offener Hand entgegen. Das mattglänzende, kostbare Metall schien aufzuleuchten und ihre innige Freude widerzuspiegeln.
„Ist sie nicht ein Prachtstück, Jim? Ich habe die ganze Stadt abgejagt, bis ich sie gefunden habe. Du mußt jetzt hundertmal am Tag auf die Uhr schauen. Gibt sie mir. Ich möchte sehen, wie sie sich daran ausnimmt.“
Anstatt Folge zu leisten, ließ sich Jim auf die Couch fallen, faltete die Hände hinter dem Kopf und lächelte. „Ell,“ sagte er, „wir wollen unsere Weihnachtsgeschenke wegpacken und eine Weile aufheben. Sie sind zu schön, als daß wir sie gleich benützen könnten. Ich habe die Uhr verkauft, um das Geld für deine Kämme zu bekommen. Jetzt, glaube ich, wäre es Zeit, die Koteletts aufs Feuer zu stellen.“

Die Heiligen Drei Könige waren, wie Sie wissen, weise Männer – wunderbar weise Männer -, die dem Kindlein in die Krippe Geschenke brachten. Sie haben die Kunst des weihnachtlichen Schenkens erfunden. In ihrer Weisheit wählten sie sicher wohlweislich etwas aus, das, falls es schon auf dem Gabentisch vertreten war, umgetauscht werden konnte. Und da habe ich Ihnen nun mit unbeholfener Feder die recht ereignislose Geschichte von zwei närrischen Kindern in einer Wohnung erzählt, die einander, gar nicht sehr weise, ihre größten Schätze geopfert haben. Aber in meinem Schlußwort an die Weisen unserer Tage möchte ich sagen, daß von allen, die schenken, diese beiden am weisesten waren. Von allen, die schenken und beschenkt werden, sind ihresgleichen am weisesten. Immer und überall. Sie sind die Könige.

Freitag, 16. März 2012

Rosa. (by Gernot Bluemel)

Die Ratte Rosa mischte sich
liebend gern ein.
Wo's was zu hören gab,
da wollte sie sein.

Uneingeladen tauchte sie auf
und von ihr aus
nahmen Gerüchte
oft ihren Lauf.

Ihr spitzes Ohr
drückte sie an fremde Wände
und wenn sie was hörte,
rieb sie sich die Hände.

Eines Tages kam sie
zu einem Bau
wo sie noch nie war,
das wusste sie genau.

Sie horchte, aber es schien
als wär' niemand zuhaus'
und dachte: "Da schau ich rein,
das nutz ich gleich aus."

Als sie drin war,
wurde ihr ziemlich bange,
denn sie stellte fest,
hier wohnte Frau Schlange. 
 
aus dem Gedichteband "Menschen:Kinder" von Gernot Bluemel, 2011,

"Menschen:Kinder ist eine Sammlung von Gedichten zum Nachdenken und Lachen. Mit feinem schwarzem Humor und treffendem Ausdruck bringt Gernot Bluemel menschliche Schwächen und, wenn man danach handelt, ihre Folgen ans Licht, und entführt gekonnt und mit spitzer Feder ins Reich der satirischen Prosa."