Mittwoch, 9. März 2016

Das Zeilengedicht.

Vor vielen Jahren hab ich dieses Gedicht geschrieben. Und irgendwie - ist heute der richtige Tag dafür.


Bei mir darfst du auch traurig sein


Wenn der Kaffee kalt werden wollte
und trotzdem die Sonne scheint – am Morgen danach,
dann steh ich vielleicht mit dir auf
und frage Gott, wohin er unsren See verbannte
in dem sie der Traum zweier Lieben spiegelte
- widersprich mir nicht!
Das karierte Papier auf meinem Kopfpolster
war ein früher Versuch, zu fliegen, ein Kranich...
Doch als ich sprechen lernte, und schweigen,
zog es dich fort und ich blieb allein.
Ich zerbrach die Verbindung zum Himmel
und schrieb ein Gedicht in den Sand,
als das Licht sich brach an der Vase
floß doch Blut über meine Hand.
Wenn ich dann einsam wo stehe
und dich frage, wohin es dich treibt,
so denkt Gott an die Fische
und streicht mit der Hand übers Meer.
Der Mond sprang silbern und tränennaß
aus meinem Herzen in deine Hand.
Dazwischen lang die zerflossene Rose,
die ich nie wollte, doch die ihm gefällt.
Im Denken und Gehen verblieb ich
mit einem Ring und einem Gedicht,
und als ich sagte, bring mir meinen Mantel,
verstand mich niemand und ich verschwand.
Werde an anderen Orten glücklich,
sagte der Vogel zum Riesen
und zum Abschied küßte die Schlange
meinen Fuß und bald war ich tot.
Und dennoch lebte ich weiter,
denn du dachtest an mich.
Die CD´s und die Stifte wanderten vielleicht
wie dieser liebe Gedanke weit fort,
und nahmen die Musik, die Worte mit sich,
und wollten, daß sie vergessen werden, doch ich
holte mein Schmetterlingsnetz und fing sie ein.
In meinem Haar klebt der Morgentau
und morgen weckst du mich dann auf.
Als ich meine Notenblätter mit dem Wind
und meine Lieder in den Himmel ziehen ließ,
wollte ich mitfliegen, doch nur mein Seidentuch...
Ich wachte nicht auf, als du mich riefst,
denn ich kannte meinen Namen nicht.
Und als ich letztendlich doch wer andrer war,
gab ich auf und wandte mich langsam ab.
Verzeih mir, sprach der Riese,
und stieg mir von der Brust.
Ich lachte nicht.
Doch wenn du zu mir kommst,
mußt du nicht fröhlich sein.
Sei du – das genügt.
                                                                                                                     - Sa, 19.2.2000 -