Montag, 19. Dezember 2011

Über Verzicht.

Von 2010.

Über Verzicht.

Einfach mal zu schweigen, und nicht die patzige Antwort zu geben; Einfach mal inne zu halten, und vor allem, in sich hineinzuhören, ohne etwas nach außen abzugeben, oder ohne etwas in sich hineinzustopfen; einfach mal nicht das Glas Rotwein oder den Wodka, weil er „gut tut“ und verblendet; einfach mal nicht liegenbleiben, sondern aufstehen und laufen gehen;
Verzicht nicht aus dem Leiden heraus, sondern um zu schauen, hinzuspüren und vielleicht sogar, um zu erkennen. Ich weise die Dinge nicht von mir, sondern sehe sie in einem anderen Blickwinkel – ein bisschen mehr so, als würde ich mich außen davon hinstellen und sie bewusst betrachten. Ich nehme mir selbst nichts weg, sondern ich gebe mir durch Verzicht etwas Neues – Bewusstsein, Erkenntnis und Freiheit. Freiheit deshalb, weil ich mich von Abhängigkeiten und Gewohnzeiten distanziere und erfahre, wie gut es tun kann, einmal anders zu denken, mich woanders hinzustellen und auch... um mich wieder auf etwas freuen zu können. Und sich auf etwas freuen zu können, Sehnsucht zu empfinden, ohne Angst und ohne Bedenken... das ist viel wert.

In einer Zeit des Überfluss, der Überkommunikation und der Maßlosigkeit lege ich selbst Maß an mich und zeige mir meine Grenzen auf. Das Gefühl fürs Wirkliche, fürs Maß, ist uns abhanden gekommen, und auch das Gefühl für Sehnsucht. Einen Schritt zurück zu machen bedeutet nicht zwangsläufig, aufzugeben – es kann mich frei machen, wenn ich diesen Schritt bewusst tue, mich für einen Moment aus mir selber herausstelle und beginne, mir das alles einmal mit Liebe und bewusster anzuschauen.
Wie überraschend kann dann die Erkenntnis sein, die ich dann finde! In einer Zeit in der wir alles zu haben scheinen was wir brauchen, in der wir zu jedem Zeitpunkt kommunizieren können, uns mitteilen, in der die leicht dahingesagten Worte nur so fliegen, ohne dass wir sie je zurücknehmen könnten, ist die Stille ein Zustand geworden, der uns unangenehm ist, unheimlich sogar, und den wir nur schwer ertragen können.
Etwas wegzulassen bedeutet nicht, es aufzugeben. Weglassen, loslassen, bedeutet eher: Platz zu schaffen für Neues, sei es eine Erkenntnis, sei es eine Lebenseinstellung, sei es Platz zum Atmen im Haus oder im Garten. Nicht immer geht das reibungslos und ohne Zögern. Aber alles was wir nicht haben, kann uns nicht belasten. Alkohol wird unsere Gedanken nicht verschleiern, Süßigkeiten werden uns nicht den Magen verderben, zu viel Nahrung, zu viele Telefonate, zu viel unterwegs sein, und selbst – sich zu viele Gedanken machen... es gibt eine Zeit zum Feiern und es gibt eine Zeit zum Fasten. Alles hat seinen Sinn und seinen Platz.
Die Sehnsucht nach dem Reinen ist in uns allen. Jetzt ist die Zeit, wieder einen Versuch zu wagen – nach Nächten voll mit Tanz und Spiel und Äußerlichkeit ist nun das Innere gefragt. Weg mit der Schminke und weg mit allem was rundherum ist, und dann 40 Tage sich vorbereiten auf den Frühling und auf die Sommerzeit mit ihren wundervollen Geschenken. Es ist ein Stück Weg jetzt, das wichtig ist. Nicht verhärmt zu werden durch die Härte des Verzichts, sondern ihn mit Leichtigkeit und guten Gedanken dankbar annehmen. Er bedeutet nicht Rückzug und nicht Qual, sondern Reinigung.
Loslassen. Fließen lassen. Gehen lassen, was gehen muss. Das alles ist immer mit Schmerz verbunden, Schmerz, der unsere kleine menschliche Seele quält, und uns Überwindung kostet. Aber wir sind im Inneren alle stark, irgendwo in uns gibt es eine Quelle, die wir anzapfen können und die uns zu uns selber bringt, wenn wir davon trinken. Nicht immer sehen wir sie, nicht immer spüren wir ihre Präsenz, aber in Wirklichkeit sind wir alle damit verbunden.

3 Kommentare:

  1. auch DANKE ! wie es scheint mögen wir grad wieder mal das gleiche stimmungsbarometer mädels :-))

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  2. ...dachte mir, advent ist auch eine zeit der besinnung und des hinneren nachdenkens! daher diese kleine textsammlung... ;-) vielen dank für euer feedback, das wärmt das herz und die schreiberseele!

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