Mittwoch, 21. September 2011

Künstlerportrait - Birgit.

Es gibt da noch eine Fee, sie ist draußen, eigentlich fast weit weg von mir, aber trotzdem - seit Jahren immer da, ganz in der Nähe. Gestern war sie hier, und sie hat uns ihre Gedichte vorgelesen, wir haben über das Leben gesprochen, das Künstlersein, und alles was damit zu tun hat... Wir sind irgendwie verbunden, und ich bin sehr sehr froh, dass ich sie in meinem Leben habe.
Ihr Name ist Birgit.

Hier heiratet sie gerade, die BirgitFee. Das Foto ist von Karl Bluemel (www.karlbluemel.blogspot.com).

Wir haben schon einiges zusammen gemacht. Begonnen hat es damit, dass wir gemeinsam in einem Ensemble für Hochzeitsmusik gesungen haben. Irgendwann haben wir bemerkt, dass wir eigentlich selbst Lieder schreiben, und haben unsere Band "Fairy's Whisper" gegründet. 2007 hatten wir sogar einen Auftritt. Als ich von Malta zurückkam, haben wir irgendwie den Anschluss nicht mehr gefunden, uns zwar künstlerisch und musikalisch ausgetauscht, aber das Bandprojekt nicht mehr intensiv verfolgt. Durch eine Hochzeit im letzten Jahr, die wir gemeinsam gesungen haben, sind wir auch musikalisch wieder näher zusammen gekommen und haben uns für den Herbst vorgenommen, wieder regelmäßig zu proben - und Gernot macht auch mit!
Birgit schreibt wunderschöne deutsche und englische Lieder, sie schreibt Gedichte - und sie malt! Ich bewundere sie sehr, wie sie ihr Leben mit Mann und kleiner Tochter mit ihrem kreativen Werken verbindet, wie sie Ruhe und Zuversicht ausstrahlt, Kreativ-Workshops im Gartenzelt veranstaltet, immer wieder neue Wege sucht und neue Erkenntnisse sammelt.

Ich habe hier zwei Gedichte von Birgit, die mich gestern wahrscheinlich am meisten fasziniert haben. Das erste ist in einer ganz bestimmten Form geschrieben, der "Sestine". Davon hab ich zuvor noch nie etwas gehört, und konnte mir darunter auch garnichts vorstellen. Sie hat uns vorab erklärt, wie so etwas funktioniert:
Und zwar nimmt man sechs Wörter, die jeweils das Ende einer Zeile einer Strophe bilden, in diesem Fall Zeit, Jetzt, Mut, Kraft, Tor und Plan. Nach einem bestimmten Muster sollen die Wörter nun in jeder neuen Strophe neu angeordnet werden, und am Ende soll noch eine Strophe angefügt werden, in der die erste Zeile die ersten beiden Worte, die zweite die nächsten beiden und die letzte die letzten beiden Worte enthält. Was heraus kommt, ist absolut faszinierend. Schaut mal:

Lebensplan zu Lebenszeit
Mag sein, nun ist 'ne ganz besondre Zeit
in der wir finden sollen uns im Jetzt.
So manchem von uns fehlt es noch an Mut.
Doch kann er bündeln seine Lebens-Kraft,
wird sich ihm auftun ein geheimes Tor
und wird sich weisen ihm sein Lebensplan.


Was immer es auch sein mag, dieser Plan
enthüllt sich Schritt für Schritt in dieser Zeit.
Doch wär es gut, zu nehmen jenes Tor,
das augenblicklich führen kann ins Jetzt.
Verwende dafür alle deine Kraft,
egal wie dumm es scheinen mag, nur Mut!


Vertrauen in das Jetzt verlangt viel Mut,
doch tust du's, gibt es für dich einen Plan.
Das Universum setzt mit aller Kraft
dir Wege, Menschen, Zeichen in die Zeit.
Kann dich beschenken reich im Hier und Jetzt
und lautlos öffnen für dich Tür und Tor.


Es mag wohl jener sein ein großes Tor,
der sieht und immer noch verliert den Mut.
Der nicht die Zeichen deuten kann im Jetzt
und nicht verstehen kann den großen Plan.
Er wird - vertraut er nicht - in dieser Zeit
vergeuden seine ganze Lebenskraft.


Ich will bemühen mich mit aller Kraft,
durch Körperspür'n zu geh'n durch dieses Tor.
Das mich hindurch- und rausführt aus der Zeit
und mich bestärken kann mit meinem Mut
zu glauben; und zu seh'n den Lebensplan,
der sich entfalten wird vor mir im Jetzt.


Ich weiß nun, meine Zeit, die kommt im Jetzt
und wird beschenken mich mit Lebenskraft.
Dass ich erfüllen kann den Schöpferplan
und dass sich öffnen können Tür und Tor.
Dazu bedarf es noch ein Quäntchen Mut
und abzulassen ganz von Raum und Zeit.


Es gibt nicht Zeit, es gibt nur Hier und Jetzt.
Nimm deinen Mut und deine ganze Kraft,
geh durch das Tor und lebe deinen Plan!

Ein Wahnsinn, oder? Wenn man es vorgelesen bekommt, klingt so eine Sestine fast wie ein meditatives Gebet, es schaukelt einen hin und her und macht einen ganz ruhig, weil es so schwingt. Und mit einem zweiten Gedicht von Birgit möchte ich schließen, es spricht ganz für sich selbst:


Finden, nicht suchen


Nichts mehr suchen müssen,
wäre das fein!
Keinen Schnuller, kein Wäschestück
keinen Gott, kein Glück.
Doch verzweifeln könnte ich oft,
wenn der Schlüssel nicht auftaucht,
und nicht die Schuhe, das Kleid.
Mein Gott, wie bin ich dieses Suchen leid!
Finden zu können, ohne zu suchen,
ich kenne das wohl!
Ohne Anstrengung, ohne Sorgen,
voll Vertrauen, voll geborgen.
Man spricht aus, was man braucht,
schon ist es da!
Kein Herumrennen, kein Verrücktwerden.
Einfach bekommen; das ist das Glück auf Erden.

(beide Gedichte aus dem Zyklus "Küchentischgedichte" im Sommer 2011)

2 Kommentare:

  1. wow - faszinierende zeilen - eine faszinierende persönlichkeit. wird zeit, dass wir uns mal kennenlernen und austauschen - bin absolut beeindruckt ! danke astridfee für deine künstler präsentationen - was für eine schöne idee !

    AntwortenLöschen
  2. Oh, danke für die lieben Worte! Bin sehr gerührt! Und Trixi: Ja, wär schön, dich mal kennenzulernen!
    Birgit

    AntwortenLöschen