Dienstag, 12. April 2011

Eine erste Leseprobe aus "Ein Tag in Malta".

Hier für euch eine erste Leseprobe aus meinem Buch. Es handelt sich um eine Stelle ziemlich am Anfang, kurz bevor ich in eine andere Wohnung gezogen bin, und sie beschreibt einen Moment auf meinem Weg in die Arbeit.

Tagesanbruch.
29. Februar

Wenn man an der Bushaltestelle steht, dann ist die Sonne schon über dem Meer aufgegangen. Gegenüber ist eine Bar, die heißt "St. Julians Band Club", aber ich habe noch nie eine Band dort gesehen. Man steht also da und wartet ein wenig, es ist immer spannend, ob der Bus rechtzeitig kommt, und dann sieht man da diesen Seemann aus der Bar kommen, mit zwei Gläsern randvoll mit dampfendem Kaffee in den Händen. Er überquert die Straße und geht die Stufen hinunter zum Anlegeplatz für die Boote. Ein Glas gibt er seinem Kollegen, das andere stellt er in das schwankende Boot und steigt selbst hinterher. Das Boot legt ab, tuckert in Zeitlupentempo aus der kleinen Bucht, und ein paar Meter entfernt am Anlegeplatz wirft der erste Angler seine Angel aus. Die Sonne steht noch tief.

(...)

Dann kommt der schönste Teil - zwischen Mehba und Sliema fährt man ein Stück weit am Meer entlang, und heute hatte das Meer dieselbe Farbe wie der Himmel und war spiegelglatt. Man hatte das Gefühl, sich in einer riesigen Kuppel zu befinden, in der der Horizont direkt in den Himmel übergeht. Ein paar Yachten und Kajaks waren schon unterwegs. Wenn der Bus in Sliema vom Wasser abbiegt, ist der Zauber auch schon wieder vorbei. Die Leute im Bus werden immer mehr, jeden Tag bekommt man einen Rucksack oder einen überdimensionalen Bauch ins Gesicht gestreckt, wenn man sitzt, und wenn man steht, greift man verzweifelt nach allem, was einen daran hindern könnte, bei der nächsten Bodenwelle oder abrupten Bremsung längs oder quer durch den Bus katapultiert zu werden.
Aber wenn man dann kurz vor Valletta aussteigt, dann ist man garantiert wach.

Heute ist Umzugstag. Ich hab nicht viel geschlafen. Aber es wird schon gut gehen.

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