Dienstag, 16. Juni 2015

Ein weißes Kleid.


Wenn man sich entschließt zu heiraten, denke ich, verändert man etwas im Gefüge der Welt. Man ist nicht mehr nur für sich allein verantwortlich, man übernimmt mehr Verantwortung, und im besten Fall mehr Leben.
In ein paar Tagen zieh ich mein weißes Kleid an, und die Schuhe und all das. Es ist alles vorbereitet, alles da. Wenn es soweit ist, bin auch ich soweit.

In meinem Leben habe ich immer davon geträumt, glücklich zu werden. Die echte, wahre, tiefe Liebe zu finden – oder von ihr gefunden zu werden. Ich weiß, nicht allen Menschen ist das beschieden, was mir zuteil wird. Da ist viel Glück dabei. Und Geduld. Und Dinge, die man oberflächlich zurückblickend vielleicht als eine Art Fehler bezeichnen würde, die aber trotzdem Stück für Stück dazu beitragen haben, dass ich werden konnte. Das war wohl der Weg. Und nun bin ich die, die ich bin. Und ich bin dort, wo ich bin, und das mit meinem ganzen Herzen. Das hab ich damals in mein Buch geschrieben: Sei mit deinem Herzen immer dort, wo du gerade bist. Heute bin ich das.

Das Kleid hängt in seiner Hülle im alten Zimmer meiner Schwester an einer Lampe, wie ein guter Geist. Ich werd mich einhüllen – mich und meinen Liebsten, der mich gefunden hat – in unsere Geschichte, in unseren Weg, in unseren Wandel im Gefüge der Welt. Und dann treffen wir uns, in der Kirche, die hinter dem Garten mit den Rosen steht.

Ich nehme an, es wird wohl anders sein, nicht als Gast, als Zuschauer, als Glückwünscher, sondern als Braut. Aber ich weiß eines, und das ist gut so: Ich darf ich selber bleiben, mit neuem Namen, die Fee, die Schriftstellerin, die Klavierspielerin, das Mädchen, die Übersetzerin, auch später noch, und immer.

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