Wenn man sich entschließt zu heiraten, denke
ich, verändert man etwas im Gefüge der Welt. Man ist nicht mehr nur für sich
allein verantwortlich, man übernimmt mehr Verantwortung, und im besten Fall
mehr Leben.
In ein paar Tagen zieh ich mein weißes Kleid
an, und die Schuhe und all das. Es ist alles vorbereitet, alles da. Wenn es
soweit ist, bin auch ich soweit.
In meinem Leben habe ich immer davon geträumt,
glücklich zu werden. Die echte, wahre, tiefe Liebe zu finden – oder von ihr
gefunden zu werden. Ich weiß, nicht allen Menschen ist das beschieden, was mir
zuteil wird. Da ist viel Glück dabei. Und Geduld. Und Dinge, die man
oberflächlich zurückblickend vielleicht als eine Art Fehler bezeichnen würde,
die aber trotzdem Stück für Stück dazu beitragen haben, dass ich werden konnte.
Das war wohl der Weg. Und nun bin ich die, die ich bin. Und ich bin dort, wo
ich bin, und das mit meinem ganzen Herzen. Das hab ich damals in mein Buch
geschrieben: Sei mit deinem Herzen immer dort, wo du gerade bist. Heute bin ich
das.
Das Kleid hängt in seiner Hülle im alten
Zimmer meiner Schwester an einer Lampe, wie ein guter Geist. Ich werd mich
einhüllen – mich und meinen Liebsten, der mich gefunden hat – in unsere
Geschichte, in unseren Weg, in unseren Wandel im Gefüge der Welt. Und dann
treffen wir uns, in der Kirche, die hinter dem Garten mit den Rosen steht.
Ich nehme an, es wird wohl anders sein, nicht
als Gast, als Zuschauer, als Glückwünscher, sondern als Braut. Aber ich weiß
eines, und das ist gut so: Ich darf ich selber bleiben, mit neuem Namen, die
Fee, die Schriftstellerin, die Klavierspielerin, das Mädchen, die Übersetzerin,
auch später noch, und immer.