Samstag, 17. November 2012

Standhalten.

Jeden Tag begegnen wir neuen Herausforderungen. Das ist gut so. Das macht, dass wir uns entwickeln. Wir müssen herausfinden, wie etwas funktioniert, warum etwas nicht funktioniert; wir müssen schauen, wo wir etwas herbekommen, wie wir etwas wieder loswerden; wir lernen immer was dazu, und selbst wenn wir glauben, anzustehen, entwickeln und ent-falten wir uns doch. Und diese Entfaltung, wenn wir sie zulassen, macht uns sichtbarer - wenn wir etwas ENT-FALTEN, wird es größer, man sieht es besser, man sieht, was darin enthalten ist. Wir kommen ganz zerknittert aus dem Mutterleib, aber dann, nach und nach, entfalten wir uns, dehnen uns aus, wachsen, und irgendwann greifen wir - wenn alles gut geht - nach den Sternen.
Das muss nicht immer klappen. Aber das wichtigste ist die Zuversicht, der Glaube, der unbrechbare Wille, der uns weitergehen hilft. Die schönen Ziele, die wir uns stecken, mögen vielleicht für immer in weiter Ferne bleiben, aber das ist egal, denn so lange wir unterwegs sind, und dabei lernen, größer werden, um uns schauen, freier atmen, besser werden, ist alles gut.


Freitag, 9. November 2012

Dankbar.

Ich bin dankbar. Mitten im Tun, mitten im Übersetzen, Nachhilfestundengeben, mitten unter Tagen, die so schnell vergehen, dass ich den Lufthauch spüren kann, wenn sie vorbeiziehen, und ich abends, rückblickend, dennoch sagen kann, es war ein langer, guter Tag - mitten in alldem bin ich dankbar. Dankbar, eines nach dem anderen manchen zu dürfen. Musik hören zu dürfen, während ich übersetze. Dankbar, wieder Musik machen zu dürfen - zu singen. Dankbar, meine Tage selbst gestalten zu dürfen, auch wenn sie manchmal bis in die Nacht hinein dauern. Dankbar für die Liebe in meinem Leben, für Samstagabendkirchgänge, Regelmßigkeit, Morgensonne, genug Holz zum Heizen. Dankbar, selber entscheiden zu dürfen. Dankbar für Schüler, Übersetzungsaufträge, Korrekturaufträge, für die täglichen "To-Do"-Listen, für die Autofahrten zum Büro und wieder nach Hause, für die kleinen Spaziergänge vom Parkplatz hierher... dankbar für diesen riesigen Raum, den wir hier bekommen haben, um uns zu ENTFALTEN. Dankbar für ein Leben.

Staunend stehe ich davor. Ist es so gekommen, weil ich mich dafür entschieden habe? Oder wenn ich mich nicht dafür entschieden hätte, wäre es so gekommen und hätte mich einfach mitgenommen?

Ich bin dankbar für einen Herbst, der mich zuerst nach draußen ruft (um Laubhaufen zu machen) und dann nach drinnen ruft, um in mich selbst zurückzukehren, Tag für Tag mich neu zu ordnen, meinen Plan zu machen und zu gehen. Manchmal trifft man eine große Entscheidung, und rückblickend sieht man, so groß war sie garnicht, sondern logisch und natürlich. An etwas festzuhalten, nur weil man es kennt, wohin führt uns das? Es kann einem doch garnichts passieren.