Samstag, 31. März 2012

Bauer Josef. (by Gernot Bluemel)

 
 
Bauer Josef
ist ein gieriger Mann
und spart sein Geld
wo auch immer er kann.

"In Zeiten wie diesen
muss man schon auf sich schauen,
und darf sein Geld
nicht beim Fenster raushauen!

Jeder muss sparen,
wir haben's nicht dick!"
ist er sich sicher und dreht seiner Mutter
die Heizung zurück.

"Die Schweine brauchen
auch nicht so viel zu fressen!
Wo kommen wir denn hin,
wenn sich alle hier mästen?!"

Und den Hennen im Stall
dreht er die Brutlampen ab
denn er prophezeit,
der Strom würde bald knapp.

Mit dem Traktor will er
die Felder nicht mehr befahren.
"Bei den Spritpreisen?
Wer soll das bezahlen?"

Täglich aber schaut er
über den Zaun,
und sieht seinen Nachbarn
Getreide anbauen.

Auch dessen Schweine
werden immer fetter.
Überhaupt scheint ihm,
als wär' drüben besseres Wetter.

Auch seine Hennen legen fleißig Eier,
und hin und wieder
gibt es dort
sogar eine Feier!

Eines Tages wird es
Josef zu bunt.
"Ich geh jetzt rüber
und stell ihn zur Rede, den Lump!"

"Sag, Bauer Erik,
mit wem bist du im Bunde?
Du lebst wie ein Fürst
und ich geh' vor die Hunde!

Ich spare und faste,
trage nur dieses Hemd,
aber du, Nachbarsbauer,
denkst du nie an dein Geld?"

"Klar denke ich daran!
Kaufe davon Futter und Saat
und bedanke mich dafür
 an jedem Tag!"

Josef beginnt ganz
furchtbar zu schielen.
Er versteht kein Wort,
das ist ihm zu viel.

Erik lächelt Josef an
und spricht zu ihm, von Mann zu Mann:

"Bauer sieh's ein,
und mach' keine Faxen!
Nur wenn man sät
kann auch was wachsen!"
 
 
aus dem Gedichteband "Menschen:Kinder" von Gernot Bluemel, 2011,

"Menschen:Kinder ist eine Sammlung von Gedichten zum Nachdenken und Lachen. Mit feinem schwarzem Humor und treffendem Ausdruck bringt Gernot Bluemel menschliche Schwächen und, wenn man danach handelt, ihre Folgen ans Licht, und entführt gekonnt und mit spitzer Feder ins Reich der satirischen Prosa."

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